Von Juni 2021 bis Juni 2022 wurde an der Verbandskläranlage wieder gebaut – nun sind die neuen Gebäude und Becken bereit für die Inbetriebnahme. Am Ost-Tor sind geräumige Lagerflächen errichtet worden und die Rangierflächen für die Klärschlamm-Manipulation wurde angepasst. Im Süden, neben der bestehenden Biologie, ist eine Hochlast-Kaskade errichtet worden um die Reinigungsleistung und -qualität auch bei Regen, Kälte und Sonderereignissen sichern zu können. Im Westen steht die Filtratwasserbehandlung (Anammox), in der sehr stickstoffreiche Ströme gezielt behandelt werden.
Dazu wird ein neues Belebungsbecken errichtet, das als Hochlastbecken betrieben wird – hier sollen sich eine Unmenge an Mikroorganismen tummeln, um die häuslichen Abwässer vorzureinigen. Das bestehende Belebungs-Becken wird dazu dienen, die Abwasserreinigung zu vervollständigen, frei schwimmende Bakterien herauszufiltern und das Wasser in bestmöglicher Reinheit der Nachklärung und damit dem natürlichen Wasserkreislauf zuzuführen. Diese Form der Betriebsführung (Kaskade) ist bekannt dafür, die Schlammeigenschaften zu verbessern, den Energiebedarf pro Kilogramm abgebautem Stickstoff zu senken und die Betriebssicherheit zu erhöhen, also auf Unerwartetes reagieren zu können, ohne das Ökosystem Inn (Umweltschutzgebiet Unterer Inn) zu belasten.
Eine weitere Maßnahme, um Energie optimal einzusetzen, ist die Errichtung einer Anammox-Anlage. Hier wird das stickstoffreiche Wasser, das beim Pressen des Faulschlamms anfällt, in einem Becken gesammelt. Spezielle Bakterien, die unter anderem in den Ozeanen für den Stickstoffkreislauf wichtig sind, können diesen Stickstoff mit geringem Kohlenstoffbedarf und viel weniger Sauerstoffbedarf, zu elementarem Stickstoff (N2) umbauen. In dieser Form geht er in die Atmosphäre über, die zu circa 3/4 aus Stickstoff besteht. Durch diese Anammox-Anlage wird die Stickstoff-Rückbelastung reduziert und die nachfolgende biologische Abwasserreinigung entlastet. Je mehr gelöster Stickstoff (NH4, NO3) durch diese stromsparende Anammox-Anlage zu elementaren Stickstoff umgebaut werden kann, desto leichter kann die Abwasserreinigung in den Belebungsbecken mit den enthaltenen, energiereichen Kohlenstoffverbindungen stattfinden.
Weiters wird der bestehende Gasspeicher vergrößert, Schritte zur Optimierung von Lager- und Arbeitsabläufe gesetzt und der Brauchwasserverbrauch bei der Ausschleusung von Schwimmschlamm und bei der mechanischen Reinigung reduziert.
Insgesamt dienen die Maßnahmen dazu, Wasser und Energie effizienter einzusetzen, die Betriebssicherheit zu steigern und Allem voran, die Kapazität der Anlage zu erweitern.

In blau sind die neuen Bauwerke markiert – Lagerflächen, Hochlastbecken, Anammox-Becken und Gasspeicher. In schwarz sind Rangierflächen gekennzeichnet.
Baufortschritt Juni 2021

Für das Anammox-Becken zur Trübwasserbehandlung schreiten die Errichtungs-Arbeiten voran. Ein Zwischenhebewerk für die Aufteilung des Abwassers in die Belebungsbecken wird auch in diesem Bereich realisiert.

Trotz der Bautätigkeit ist auch jetzt die Anlieferung von Kanalräumgut und Senkgrubeninhalten möglich – wir empfehlen aber, sich vorher telefonisch zu erkundigen, wie die derzeitige Situation ist.
Erste Fortschritte beim Bauabschnitt 33 lassen sich bereits an der ARA beobachten. Derzeit ist vor allem der Bereich nach der Vorklärung in Arbeit.

Der Gas-Tank wird vergrößert und erneuert – das neue Fundament ist bereits vorhanden.
Baufortschritt Juli 2021
Das Becken zur Trübwasserbehandlung gewinnt an Form. Das Beton-Becken ist errichtet und im Laufe des Sommers werden die Zu- und Ableitungen sowie die technische Ausstattung realisiert.

Das Fundament vom neuen Gasspeicher ist weitgehend fertiggestellt und nun werden die Gräben für die neuen Gasleitungen ausgehoben. Der neue Standort für die Gasfackel wird vorbereitet. Das bestehende System zur Gas-Nutzung wird erst abgeschlossen, wenn alle möglichen vorbereitenden Maßnahmen und baulichen Arbeiten umgesetzt sind, um möglichst kurz das durch unsere Mikroorganismen produzierte Gas ungenutzt zu lassen.

Vom Zwischenhebewerk im Anschluss an das Vorklärbecken wird derzeit die Verschalung vorbereitet.

Baufortschritt August 2021
Trotz häufiger und starker Unwetter schreiten die Bauarbeiten an der Verbandskläranlage voran.
Das Fundament für das neue Hochlast-Belebungsbecken nimmt Gestalt an. Das Aushubmaterial dieses Beckens wird für die Gelände-Angleichung verwendet.

Um die Raum- und Arbeitstemperatur der BHKWs optimal steuern zu können, wurde die Belüftung optimiert.

Der neue Gasspeicher ist bereits in Funktion. Somit sind mehr Kapazitäten für die Zwischenspeicherung von Faulgas geschaffen und wertvolles Faulgas kann trotz Wartungsarbeiten am BHKW länger zwischengepuffert werden.

Das Tor des Rechenhauses wird erweitert, um Wartungsarbeiten am Rechen – Hauptelement der mechanischen Reinigung – und die Manövrierkünste, die bisher damit verbunden waren, einfacher durchführen zu können.
Baufortschritt September 2021
Das Verteilerbauwerk der Vorklärung ist mit Kreiselpumpen ausgestattet. So kann die Abwasserverteilung auf die erste und zweite Biologie-Kaskade variabel gesteuert werden und auch das im Anammoxbecken behandelte Trübwasser aus der Klärschlammentwässerung wird hier zugeleitet. Durch dieses Zwischenhebewerk kann im Anschluss die hydraulische Aufteilung von erster zu zweiter Kaskade im Freispiegel erfolgen, da ausreichend Wasserspiegeldifferenz geschaffen ist.


Es wird damit begonnen, die Druckleitung vom Verteilerbauwerk zu den Becken der biologischen Reinigung unter der Oberfläche zu verlegen.
Das Kaskade 1 Becken der biologischen Reinigung gewinnt an Struktur. Der Boden des Beckens ist fertiggestellt und die Seiten- und Zwischenwände nehmen Gestalt an.

Baufortschritt Oktober 2021

Das Anammoxbecken wird bis auf Freibord – also so voll wie es maximal gefüllt sein kann, mit einem Mindestabstand zur Oberkante des Bauwerks – mit Wasser befüllt und auf Dichtheit überprüft. Etwaige Leckagen bzw. Schwachstellen werden versiegelt und im Anschluss an die bestandene Dichtheitsprüfung kann mit den Montagearbeiten begonnen werden.
Die Leistung des ersten Elements der Abwasserreinigung an der Kläranlage, die beiden Fein-Rechen, wird optimiert. Dazu werden die Fein-Rechen mit Luftklingenreinigung sowie Wasser-Hochdruckreinigung aufgerüstet. Damit kommt es zu weniger Verzopfungen und die Trennung zwischen Feststoffen und zu reinigendes Abwasser wird verbessert.


Vom neuen Gebläseraum, der in Zukunft die Gebläse für die Hochlastbiologie (Kaskade 1) sowie die kleineren Gebläse für das Anammox-Becken beherbergen wird, führen Kernbohrungen ins Freie. Gräben für die Belüftungsrohre werden derzeit ausgehoben und nach der Rohrverlegung befahrbar gemacht, um das freie Manövrieren am Kläranlagengelände wieder zu ermöglichen.

Baufortschritt November 2021

Im Bereich neben dem hinteren Einfahrtstor entsteht eine neue Lagerfläche – Vorbereitend dazu wird die Böschung entfernt und der Grund angeebnet. Hier entstehen überdachte Flächen um Material und Ausstattung für die Kanalwartung aber auch den Kläranlagenbetrieb geschützt vor der Witterung lagern zu können.

Dichtheitsprüfung Kaskade 1 – das in Zukunft als Hochlaststufe betriebene Becken wird mit Brauchwasser gefüllt und in Vorbereitung zu den Montagearbeiten der Belüftungsteller, Rührwerke und sonstigen maschinellen Ausstattung die grundsätzliche Dichtheit sichergestellt.

Neben all den Baumaßnahmen läuft die Klärung des Abwassers aus dem gesamten Verbandsgebiet uneingeschränkt weiter. Auch die Wärme- und Stromerzeugung für den Eigenbedarf der Kläranlage findet ungehindert statt.
Überblicksbilder der Anlage


Baufortschritt Dezember 2021
Seit der vergangenen Baustelle 2014 wurde ein „übriggebliebener“ Bandeindicker verwendet, um die Feststoffe des Trübwassers aus der Klärschlammschneckenpresse gemeinsam mit dem Schwimmschlamm aus der Nachklärung vom flüssigen Anteil zu trennen. Dadurch konnte die Rückbelastung durch Klärschlamm-Flocken und die Rezirkulation von Schwimmschlammbakterien reduziert werden. Der Mischbehälter, unser Vorlagebehälter für sämtliche Schlämme zur Faulung, wurde mit den Feststoffen aus diesem Prozess beschickt.

Die Methode an sich hat sich bewährt, und nun wird dieses System optimiert und an die neuen Anforderungen angepasst – statt dem überdimensionierten und veralteten Bandeindicker, der einen beachtlichen Spülwasserbedarf hat, werden zwei kleine, den tatsächlich anfallenden Mengen angepasste, Eindicker installiert. So wird der Brauchwasser-Bedarf deutlich reduziert und die Stoffströme werden getrennt. Das Presswasser wird in die Stickstoff-Entfernung geleitet (Anammox), die Feststoffe aus Schwimmschlamm und Presswasser kommen weiterhin direkt in den Mischbehälter und der klare Anteil des Schwimmschlamms gelangt zurück in die Klärung.

Die Lagerfläche im hinteren Einfahrtsbereich nimmt immer mehr Gestalt an, die Baumaßnahmen benötigen aber Platz und Geländeanpassungen werden vorgenommen. Daher ist die Zufahrt auf das Kläranlagengelände durch das hintere Einfahrtstor nur eingeschränkt möglich.
Weiters wird das Kläranlagengelände – sofern sämtliche Dichtheitsprüfungen der Becken und Leitungen bestanden wurden – wieder auffüllt und angepasst. Ein Rundgang über das Kläranlagengelände ähnelt immer weniger einem Parcours.
Baufortschritt Jänner 2022
Diesmal gibt es wenig zu berichten – im Jänner findet aufgrund der Temperaturen wenig Bautätikeit statt.

Baufortschritt Februar 2022
Die Bautätigkeiten wurden wieder aufgenommen und neben viel Feinarbeit und Adaptierung der Elektrik wurde unter anderem die Zufahrtsmöglichkeit zum Schlammlager des ausgefaulten und gepressten Klärschlammes verbreitert. Dazu wurde die Begrenzungsmauer des Schotter-Straßenkehrricht-Lagers versetzt. Die Asphaltierungsarbeiten werden erst zu einem späteren Zeitpunkt durchgeführt.

Um die Wartung, Überwachung und Beprobung der zukünftigen Kaskade 1 (vorgeschaltete Biologie) sicher durchführen zu können, ist das neu errichtete Becken mit Stegen und Treppe ausgestattet. Sobald die Witterung es erlaubt, wird das Becken mit Belüftungstellern, Rührwerken und Sonden zur kontinuierlichen Überwachung der Betriebsparameter ausgestattet.

Neben dem Rechenhaus, in dem sich der Sandwäscher und neben dem sich die Kanalgutannahme befindet, wird ein neuer Lagerplatz errichtet in dem in Zukunft das gewaschene Material bis zur Abholung als Bau- bzw. Füllmaterial gelagert wird. Die Seitenwände sind bereits errichtet, der Bodenschutz und die Überdachung werden noch errichtet.

Baufortschritt März 2022

Die Rührwerke im neuen Belebungs-Becken (Kaskade 1) sind montiert.

Das Lager am östlichen Einfahrtstor ist mit Versickerungen ausgestattet und die Grundstruktur des Daches ist montiert. Aktuell wird der Untergrund für die weiteren Arbeiten vorbereitet. Dies sind einerseits Asphaltierungen im Lagerbereich, aber auch Versickerungsflächen.

Ab der Inbetriebnahme des neuen Belebungs-Beckens wird der Rücklaufschlamm, der sich in der Nachklärung absetzt, in die neue Biologie (Kaskade 1) geleitet. Die Leitungen dafür sind nun verlegt. Der Umschluss vom bestehenden Rücklaufschlamm-Verlauf auf die neue Leitungsführung wird in den nächsten Wochen, im Zuge der Inbetriebnahme der Kaskade 1, erfolgen.
Baufortschritt April 2022
Die Kaskade 1 ist vollständig mit Tellerbelüftern ausgestattet. Diese Membranteller sind besonders feinporig und für den effektiven Lufteintrag optimiert. Der Sauerstoffeintrag in die Kaskade wird für die Nitrifikation (die beiden Teilschritte Nitritation und Nitratation durch Nitrosomonas sp. Und Nitrobacter sp. – Umbau von Ammonium zu Nitrit und Nitrat) benötigt.
Die anschließende Denitrifikation, also der Umbau von Nitrat zu elementarem Stickstoff, erfolgt anoxisch, indem der in Nitrat (NO3) gebundene Sauerstoff durch die Denitrifikanten (Pseudomonas sp.) als Oxidationsmittel (Elektronenakzeptor) verwendet wird. Als Reduktans (Elektronendonator) werden kohlenstoffreiche, organische Verbindungen von den Bakterien benötigt die im Abwasser enthalten sind.


Auch das Anammoxbecken ist bereits mit Belüftungstellern und Sonden ausgestattet. Im Laufe des Monats werden in beiden Bauwerken, Kaskade und Anammox, die montierten Lüftungseinrichtungen auf Dichtheit überprüft und die Funktionsfähigkeit überprüft.
Der in den Nachklärbecken abgesetzte Schlamm, der aus Flocken voller wertvoller Bakterien besteht, wird über die Rücklaufschlammleitungen in Zukunft in die Kaskade 1 eingeleitet. Das bestehende Bauwerk, sowie Pumpen und Mengenmessungen werden weiterverwendet und die neuen Leitung zur Kaskade sind nun fertig verlegt und angeschlossen. Für Wartungsarbeiten bleibt die bisherige Möglichkeit, den Rücklaufschlamm in die bestendende Biologie zu leiten, bestehen.

Baufortschritt Mai 2022
Nachdem die neu verlegten Rohrleitungen und Schieber auf Dichtheit und Funktionalität überprüft wurden, können nun die Asphaltierungsarbeiten durchgeführt werden.

Im Laufe des Monats, nach Abschluss der Montagearbeiten, werden die zwei Hauptbauteile des BA 33, die Kaskade und die Anammox-Anlage, in Betrieb genommen. Auch hier wird es die nächsten Wochen noch zu etlichen Anpassungsarbeiten kommen. Zur Versorgung der Mikroorganismen ist Sauerstoff notwendigen – die entsprechenden Gebläse sind im Erdgeschoss installiert und einsatzbereit.


Erste Teilabschnitte sind bereits in Normalbetrieb und auch die Feinjustierung und Anpassungsarbeiten, die mit der Inbetriebnahme einhergehen, sind hier bereits abgeschlossen. Zum Beispiel das Rechenhaus mit der neuen Luftklingen- und Wasser-Hochdruck-Reinigung der Feinrechen zur Abtrennung fester Abwasserbestandteile vom zu reinigenden Abwasser und auch der größere Gasspeicher mit den dazugehörigen Elementen ist in den Normalbetrieb integriert.

Der Sandlagerplatz – in dem künftig der aufbereitete, gewaschene Sand zwischengelagert wird, bevor er z.B. als Baustoff wiederverwendet wird, ist errichtet und befestigt. Lediglich das Flugdach wird erst in den kommenden Wochen montiert. Ebenso ist das neu errichtete Lager am Osttor bis auf Dach und Tore fertiggestellt.
Wir freuen uns über die Unterstützung der Inbetriebnahme und wissenschaftliche Begleitung der ersten Betriebs-Monate der Anammox-Anlage durch Andreas Kölblinger, Masterstudent der FH Wels, Umwelttechnik und Biotechnologie. Er hat bereits seine Facharbeit an der Kläranlage Braunau zum theoretischen Hintergrund und den hier anfallenden Stickstoffströmen verfasst.
